Guangling

Ein Multimuseum der Region

Aus der einstigen, von Kohleabbau und Kleinindustrie geprägten Region Guangling soll bis 2023 ein Zentrum auf der Kultur- und Tourismuskarte Nordchinas erwachsen. Laut Planungsstudie wird das Stadtgebiet von 25 auf 45 km² ausgeweitet. Ein ambitioniertes Projekt in einer überwältigenden Kulisse. Per Architekturwettbewerb fand die Ausschreibung für das Guangling-Kulturzentrum in Shanxi statt. Unser Entwurf setzte sich selbstbewusst durch.

Ein Projekt mit vielen Herausforderungen, das uns mit einer paradoxen Situation konfrontierte. Denn der Ort, an dem ihr Kulturbau entstehen sollte, existierte noch gar nicht. In den Jahren der Planung und des Baus konnte sich noch einiges ändern, wie wir aus Erfahrung mit dem chinesischen Planungsalltag wussten. „Was tun wir, wenn Position und Lage des künftigen Kulturzentrums sich ändern? Wenn sich das Grundstück verschiebt oder es ganz neu verortet wird?“ lauteten die alles umschließenden Fragen.

Der Weitblick zahlte sich aus: Das vormalig gewählte Wettbewerbsgrundstück im Zentrum wurde an die Stadtperipherie verlegt, südlich des bis dato noch nicht geplanten Regierungssitzes. Die ursprüngliche Grundstücksgröße verdoppelte sich. Das 8200 m² große Kulturzentrum sollte nun auf einer Fläche von 52500 m² Gesamtgröße Platz finden.

Das Kulturzentrum schmiegt sich in die Naturlandschaft. Denn die Inspiration für das Design entstand genau dort. Die für die von Bergketten umringte Talebene charakteristischen Feuchtgebiete wirken wie „dynamischen Fußabdrücke“ und bilden das Vorbild für den Umriss des neuen Kulturzentrums.

Das geplante Gebäude scheint langsam über den Grund zu fließen. Klar soll sich der gigantische Vorplatz vom künftigen Regierungsblock abgrenzen. Die Besucher flanieren entlang der zentralen Achse zwischen Regierungssitz und Kulturbau durch den Kulturpark. Über eine flache Brücke über den künstlich angelegten See werden sie das Kulturzentrum von Norden her. Die mit Dreiecksperforationen belegte helle Betonhülle breitet sich über eine spiegelsymmetrisch gekurvte Glasöffnung aus: der Eingang des Kulturzentrums. Hier fließen die Materialien zusammen, wie in der umgebenden Natur die eindrückliche Bergwelt und die grünen Wiesen und Felder zusammenfließen. Eine eindrucksvolle Komposition.